Hausbesichtigung: Auf was Sie achten müssen & wie Sie sich vorbereiten
Ein Immobilienkauf ist ein neuer Lebensabschnitt – umso verständlicher ist es, dass Sie den Kauf Ihres Traumhauses kaum erwarten können. Dennoch sollten Sie bei der Besichtigung Ihres potenziellen neuen Heims einige Dinge beachten und sich hinreichend über das Grundstück, das Haus und die Umgebung informieren. Unsere Checkliste zur Hausbesichtigung stammt aus unserer jahrelangen Tätigkeit als Immobilienmakler in Lemgo und Umgebung. Im Folgenden zeigen wir Ihnen, welche Faktoren bei der Kaufentscheidung wichtig sind, wie Sie sich auf den Besichtigungstermin vorbereiten und worauf Sie bei der Immobilienbesichtigung achten sollten.
Vor der Hausbesichtigung: Diese Informationen sollten Sie haben
Ob Wohnung oder Haus – wer an einer Immobilie Interesse anmeldet, sollte bereits im Vorfeld vom Verkäufer oder Makler folgende Informationen erhalten haben:
- Größe des Grundstücks & Wohnfläche der Immobilie in Quadratmetern
- Baujahr der Immobilie
- Grundriss
Darüber hinaus sind folgende Dokumente für Sie relevant, insbesondere dann, wenn Sie über eine Immobilienfinanzierung nachdenken:
Unterlagen von Verkäufer oder Immobilienmakler:
- Energieausweis: Spätestens bei der Besichtigung, am besten jedoch bereits davor, muss Ihnen der Eigentümer oder Makler einer Immobilie den Energieausweis des Objekts vorlegen. Dieser beinhaltet wichtige Informationen zum Energiebedarf des Gebäudes, anhand derer Sie den voraussichtlichen Verbrauch einschätzen können. Haben Sie bisher keinen Energieausweis erhalten, fordern Sie diesen spätestens beim Besichtigungstermin ein.
- Grundbuchauszug: Auch den Grundbuchauszug können Sie einfordern. Dieser Auszug sollte maximal drei Monate alt sein. Wichtig zu wissen: Bei der ersten Hausbesichtigung ist die “Abteilung III” des Grundbuches für Sie noch nicht einsehbar, da diese Daten zu sensibel sind. Sie beinhalten Informationen zu etwaigen Belastungen und der Grundschuld des Verkäufers.
- Baupläne: Ob geplante oder bereits genehmigte Baupläne – wenn Sie eine Immobilie erwerben, ist es sinnvoll, sich beim zuständigen Bauamt über Straßensanierungen, Um- oder Neubauten, aber auch über Baubeschränkungen zu informieren. Auch bestehende Baugenehmigungen sollten Sie beim Anbieter erfragen.
Unterlagen von Behörden (nicht zwingend notwendig für den ersten Termin):
- Baulastenverzeichnis: Durch das Baulasten- bzw. Altlastenverzeichnis erfahren Sie, ob Ihr Traumgrundstück vorher für industrielle Zwecke verwendet wurde und ob gegebenenfalls Altlasten für Sie anfallen. Erfragen Sie die Altlastenbescheinigung bei der Kommune oder dem zuständigen Bauamt.
- Flurstückkarte: Um optimal auf den Besichtigungstermin vorbereitet zu sein, sollten Sie beim Katasteramt die Flurstückkarte beantragen. Diese gibt Auskunft über das gesamte Grundstück und sollte bei der Hausbesichtigung auf jeden Fall mit der Realität abgeglichen werden.
- Anliegerbescheinigung: Eine Anliegerbescheinigung ist vor dem Besichtigungstermin nicht zwingend notwendig, ist aber dennoch für den Kaufinteressenten sinnvoll, da man darüber erfährt, welche Beiträge (Kanalanschlüsse, Straßenbau etc.) noch gezahlt werden müssen. Die Anliegerbescheinigung erhalten Sie in der Regel beim zuständigen Finanzamt.
Des Weiteren empfiehlt es sich, auch das Wohnviertel selbst und die Umgebung zu erkunden und auf Faktoren wie Verkehrsanbindung, Einkaufsmöglichkeiten und etwaige Lärmquellen zu überprüfen. Für Paare mit Kindern oder einem Kinderwunsch sind zudem Kindergärten und Schulen in der näheren Umgebung interessant. Häufig ergeben sich hierbei bereits Fragen, die Sie bei der Hausbesichtigung stellen können.
Mit der Checkliste für die Hausbesichtigung sind Sie auf der sicheren Seite
Ziehen Sie in Erwägung, die Immobilie zu kaufen, sollten Sie diese vorher gründlich in Augenschein nehmen, denn häufig sind Baumängel oder sogar Schäden auf den ersten Blick nicht sichtbar. Gehen Sie daher bei der Hausbesichtigung diese Checkliste durch und stellen Sie all Ihre Fragen:
- Raumverteilung: Entspricht die Raumverteilung dem Grundriss und vor allem Ihren Bedürfnissen?
- Dach: Fallen Ihnen Beschädigungen am Dach auf? Wie dicht ist die Dachdeckung, wann wurde die Eindeckung vorgenommen und wie sieht es hinsichtlich der Eindämmung des Dachbodens aus? Vorsicht: Muffiger Geruch und stickige Luft sprechen für eine schlechte Dämmung.
- Isolierung von Türen: Erfragen Sie die Isolierung der Türen, insbesondere der Haustür. Eine unzureichende Isolierung kann sich auf die Heizkosten und die Schalldämmung auswirken.
- Fenster: Auch bei Fenstern spielt die Isolierung eine wichtige Rolle. Darüber hinaus sollten Sie sich die Rahmen genau ansehen und auf Verzug prüfen.
- Fassade & Wände im Inneren: Erkennen Sie feuchte Stellen oder Risse an der Fassade oder wurde im Inneren des Gebäudes gerade frisch gestrichen? Falls ja, sollten Sie unbedingt nachfragen und gegebenenfalls die Feuchtigkeit messen lassen: Ein frischer Anstrich kann einen Schimmelbefall kaschieren.
- Wartungen: Welche Wartungen wurden in den letzten Jahren durchgeführt und in welchen Abständen müssen diese vollzogen werden? Lassen Sie sich bei Heizung und Trinkwasseranlage am besten die Prüfzertifikate zeigen.
- Geruch: Achten Sie auf unangenehme Gerüche, z. B. Rauch. Im schlimmsten Fall hat sich der Geruch im Gebäude festgesetzt.
- Lüftungsmöglichkeiten: Verfügt jeder Raum über ein Fenster oder sind andere Lüftungsmöglichkeiten gegeben? Vor allem in Küche, Bad und Keller ist eine hinreichende Belüftung ausschlaggebend.
- Wasseranschlüsse & Steckdosen: Wie viele Steckdosen gibt es, sind genug Wasseranschlüsse vorhanden und wo befinden sich die Wasserleitungen? Diese Informationen scheinen zwar auf den ersten Blick selbstverständlich, werden aber häufig vergessen und sind daher wichtige Fragen bei der Hausbesichtigung.
- Bodenbeschaffenheit: Neben Wänden, Keller, Fassade und Dach, ist der Boden nicht zu vernachlässigen. Aus welchem Material ist der Boden, gibt es Unebenheiten, Kratzer oder Kerben?
- Hausverkauf: Fragen Sie den Verkäufer oder Makler, weshalb die Immobilie verkauft wird und lassen Sie sich über die Eigentumsverhältnisse aufklären.
Hausbesichtigung: Tipps beim Altbau
Handelt es sich bei Ihrer Wunschimmobilie um einen Altbau, ist besondere Vorsicht geboten. Fragen Sie bei der Hausbesichtigung nach:
- Heizsystem
- Haustechnik
- Leitungen & Rohren
- möglichen Schadstoffen
- Wärmedämmung
- Feuchtigkeit
Lassen Sie sich Wartungsprotokolle und den Energieausweis auf jeden Fall zeigen und nehmen Sie sich genug Zeit, sich in den Räumlichkeiten umzusehen.
Mängel entdeckt – das ist zu tun
Sie haben die Erstbesichtigung hinter sich und Ihnen sind Mängel aufgefallen? Notieren Sie sich alles, was Sie zweifeln lässt und wägen Sie ab, welche Kosten sich dahinter verbergen könnten. Besteht weiterhin eine Kaufabsicht, vereinbaren Sie einen weiteren Besichtigungstermin und bringen Sie einen Sachverständigen mit, der die Stellen professionell überprüft. Entschließen Sie sich dazu, die Immobilie zu kaufen, bringen Sie die festgestellten Mängel oder Schäden unbedingt in die Preisverhandlung mit ein – im Idealfall reduziert sich dadurch der Kaufpreis.
Haus besichtigt & Checkliste erfüllt: So geht es weiter
Sie haben die Immobilie besichtigt und Sie haben keine Mängel festgestellt? Dann können Sie erst einmal aufatmen. Doch bevor Sie den Kaufvertrag abschließen, nehmen Sie sich die Zeit, einige Nächte darüber zu schlafen. Überlegen Sie sich, wie viele Kosten auf Sie zukommen werden und ob Sie in den kommenden Jahren Umbauten oder Modernisierungsmaßnahmen vornehmen möchten. Setzen Sie auf einen Kredit bei der Bank, warten Sie in jedem Fall die Finanzierungsbestätigung ab, bevor Sie eine endgültige Kaufentscheidung treffen und lassen sehen Sie noch einmal alle Dokumente zu der Immobilie gründlich durch. Haben Sie Zweifel, hören Sie darauf und warten Sie ab. Auch wenn die Checkliste bei der Hausbesichtigung angewendet und alle Kriterien erfüllt sind, ist das Wichtigste bei einem Immobilienkauf das eigene Bauchgefühl.